„allesuntereinenhut“ des AK Frauen mit Franziska Brantner, MdB am 06.10.2016

Das Stillzimmer der Uni Stuttgart in Stuttgart Mitte ist in der Behindertentoilette untergebracht“. In ihrer Doppelrolle als Studentin und junge Mutter ist diese Situation für Vera B. noch das geringste Problem. Zusammen mit vier weiteren Frauen schilderte sie in Sindelfingen auf Einladung des Arbeitskreises Frauen der Kreis-Grünen ihr persönliches Lebenszeitmanagement. Unsere Gemeinderätin und Sprecherin des OV Grüne Ehningen Daniela Toscano war ebenfalls dabei. Sie gab Einblick über einen “ganz normalen” Alltag, wo schon gleich klar wird, hier ist absolutes Zeitmanagement Pflicht. Alleinerziehende Mutter, Beruf und ihr politisches Engagement fordert viel tagtäglich ab. Und dennoch bleibt ein Hobby, das Laufen nicht aussen vor. Ihr Motto, alle müssen an einem Strang ziehen, Kompromisse sind unausweichlich, wenn niemand auf der Strecke bleibt. Ehrenamt macht Spaß, wenn es wertgeschätzt wird, auch von der Gesellschaft.

„allesuntereinenhut“ – so lautete der Titel der Veranstaltung, auf der als Hauptrednerin die Bundestagsabgeordnete Franziska Brantner das von den Grünen im Bund erarbeitete Modell zur Unterstützung der Vielfachrollen von Frauen vorstellte. „Gehetzt sein ist für viele Frauen ein alltägliches Gefühl“, leitete die Sprecherin für Kinder- und Familienpolitik ihrer Fraktion ihre Ausführungen ein. Job, unentgeltliche Arbeit, Familie, Pflege, Partnerschaft, Hobbies, Freunde seien zu koordinieren. Deshalb müsse die Erwerbsarbeit so gestaltet werden, dass Zeit für alle Bereiche bliebe. Aktuell bestehende staatliche Regelungen seien dafür nicht ausreichend. Das Modell der Grünen gehe von der Vielfalt der Lebensentwürfe von Frauen aus und davon, dass Frauen möglichst kontinuierlich im Erwerbsleben bleiben, um sich ausreichende Rentenansprüche zu erarbeiten. Konkret sehen die Vorschläge der Grünen z.B. vor, dass eine Frau nicht nur für die Kleinkinderphase das Recht auf Teilzeit und ein Rückkehrrecht an den Arbeitsplatz brauche, sondern auch bis zum 14. Lebensjahr von Kindern, um andere kritische Lebensphasen zu bewältigen. Auch der Begriff Vollzeit sei neu zu definieren. Eine „flexible Vollzeit“ mit Wochenstunden zwischen 30 und 42 Stunden sei es, die den Bedürfnissen entspreche. Für das Problem der Sandwichgeneration, den Frauen zwischen Kindern und häuslicher Pflege, schlagen die Grünen drei Monate Pflegeersatzleistung vor, damit Frauen Pflegesituationen organisieren können. Auch die beiden ausschließlich akzeptierten Arbeitsorte, der Arbeitsplatz im Geschäft oder zu Hause, seinen realitätsfremd. Es müsse gleichgültig sein, wo die Arbeit erledigt werde, wichtig sei, dass sie getan werde. Und, so richtig und begrüßenswert es aus Arbeitsschutzgründen sei, dass viele Firmen unterdessen ein Erreichbarkeitsverbot für Smartphones und Mails zu Hause ausgesprochen hätten, so sei eine spätabendliche Arbeitsphase nachdem die Kinder im Bett seien für viele Arbeitnehmerinnen doch günstig. „ Wir Grünen sind uns bewusst, dass es ein schmaler Grad ist zwischen der Notwendigkeit von flexiblen Arbeitsbedingungen und der Selbstausbeutung speziell von Frauen“, schloss die Abgeordnete ihren Vortrag. Und Bezug nehmend auf Arbeitsbedingungen von Frauen mit kleineren Kindern im staatlichen Umfeld konnte Franziska Brantner der Studentinnenmutter nur zustimmen: im Vergleich zum Europaparlament, dem sie vor ihrem Bundestagsmandat angehörte, würde auf die besondere Situation von jungen Abgeordnetenmüttern im deutschen Parlament keine Rücksicht genommen.

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